Mittwoch, 21. November 2012

Wie macht das Zebra?


Ein leichter Klassiker zum Einstieg ... Wer kennt nicht die „Wie macht“-Fragen aus eigener Erfahrung, meist als Fragender? Ich glaube, das fängt an, sobald das Kind mit den ersten Worten um sich wirft. Das sind meist wenige, mit denen dann aber verschwenderisch umgegangen wird. Und relativ schnell (meist nach Mama & Baba) kommt dann der „wauwau“. Warum? Na die Eltern studieren mit dem Kind die altersgerechte Literatur (was wir beim 2. übrigens fast vergessen haben...der durfte dafür langen Gute-Nacht-Geschichten vom Großen lauschen) und da spielen die Tierchen des Alltags um uns herum eine wichtige Rolle. Außerdem geht grundsätzlich von jedem Tier eine Faszination aus, der sich das Kind nicht entziehen kann. Sprich, Tiere bieten eine gute Grundlage, das sinnlose Gesäusel endlich in die Richtung „Wissens-Vermittlung und -Erwerb“ zu lenken – oder auch einfach: Mama und Papa können endlich inhaltlich sinnvolle Dialoge mit ihrem Zwerg führen (oder versuchen zu führen). Ganz weit vorne steht also die Feststellung: Das ist ein Wauwau. Gefolgt von der Frage: Wie macht der Wauwau?

Jaaaa...ich weiss, ich zucke selber immer dabei zusammen, dass man sowohl das Tier als auch sein Geräusch mit „wauwau“ bezeichnet. Ich glaube aber, man vereinfacht es einfach für das Kind. Mein jetzt frisch Zweijähriger sagt ganz trocken „Wawaf“ zum Hund und imitiert das Hundebellen mit einem lauten, schnellen „wawaf wawaf“. Und ganz schleichend findet der „Hund“ über die Jahre zurück in den erwachsenen und später auch in den kindlichen Sprachschatz. Für meinen Großen, der als Kleiner mit ner Menge Wauwaus, die „wauwau“ machen, belästigt wurde, ist heute ganz klar: „Der Hund bellt wauwau“.

Aber zurück zu den „Wie macht“-Fragen...mir fallen spontan die üblichen Verdächtigen aus dem Tierreich ein: Wie macht die Katze? Wie macht die Ente? Wie macht der Hahn? Wie macht das Schwein? Und einer meiner Lieblinge: Wie macht das Pferd? Denn dazu muss ich sagen, dass ich so ein müdes „hühüüü“-Wiehern herauskriege, mein Mann aber ein 1A Wiehern mit eindrucksvollem Prusten zum Schluss imitiert. Besser, als jedes Ackergaul das könnte! (und vor allem ein Heidenspaß für die Kinder...bei denen ich von da an mit meinem Pferd nicht mehr punkten konnte).

Und nachdem man seinem Kind bestimmt ein halbes bis ein Jahr lang mit endlos wiederholten „Wie macht eigentlich der/die/das XY“-Fragen auf den Keks gegangen sein muss, kommt der große Tag. Das Kind fragt zurück!

Und natürlich hält sich kein Kind mit Hund, Katze, Maus auf, sondern hat sich gleich eines der vielfältigen Tiere ausgesucht,  dessen Geräusch-Imitation jeden Erwachsenen etwas ins Straucheln bringt.  Max fragte also vor 1,5 oder 2 Jahren: „Mama, wie macht eigentlich das Zebra?“




Und jetzt? Wer weiss es? Ich habe meine Hypothese ja ein paar mal überprüft (und bleibt mir weg mit statistischer Relevanz...), aber ich würde sagen, 95% der Erwachsenen denken gleich: Gestreiftes Pferd, also wiehert das Zebra (so antwortete auch der Papa im Haus mit einem Wieher und Prusten vom Feinsten). Aber: FALSCH, FALSCH und nochmals FALSCH. Das Zebra sieht zwar wirklich aus, wie ein Pferd im Faschingskostüm, und es gehört in der Tat mit seinen drei Zebra-Arten zur Familie der Pferde (Equus), aber zumindest zwei dieser Arten sind eng verwandt mit dem afrikanischen und dem asiatischen Esel. Und meiner Erfahrung nach haben jetzt die weiteren 5% der Erwachsenen genau das gedacht: ein gestreifter Esel. Also ganz klar „Iiii-aaaaah“. 

Aber nein. Die hübsch gestreiften Huftiere wiehern nicht und i-a-en nicht – sie QUIEKEN. Ehrlich. Ganz unprätentiös, und sehr an ein Haufen aufgeregter Meerschweinchen erinnernd. Dazwischen grunzen und grummeln sie ein wenig, aber das Quieken ist wirklich verblüffend und ich habe dabei wirklich mal was gelernt. Hört selber rein und schließt eure Bildungslücke (keine Sorge, eure Kinder finden schon weitere Lücken bei euch, die sind Spezialisten darin!):
Oder auch hier sehr nett (unterm Bild rechts auf "Audio" gehen):

Und für weitere Infos (ich finde ja den Zesel und das Zebrule spannend ;)):



Mittwoch, 7. November 2012

Der Anfang



Wer nicht fragt, bleibt dumm...

... klar. Ich zumindest hatte das Glück, schon in der Schule eine Lehrerin zu haben, die sich auf den Standpunkt stellte, dass es keine dummen Fragen gibt, nur dumme Antworten. 


Trotzdem geht man irgendwann weniger neugierig durch die Welt – man fragt weniger. Hat man es verlernt? Den fragenden Blick auf die kleinen Dinge um einen herum? Vielleicht hat man irgendwann verstanden, dass es auch Fragen gibt, die man nicht fragt. Oder man hat Angst vor der Antwort. Die Themen haben sich geändert ... von „Warum muss ich eine warme Jacke anziehen?“ (Winter!) über „Warum darf ich nicht so lange wegbleiben wie die anderen?“ (Achtung, meine Lieblingsantwort: Weil wir nicht "die anderen" sind!) hin zu „Was ist eine Haftpflichtversicherung?“ (die kann dir im Notfall mal den Allerwertesten retten, oder hast du noch nie aus Versehen etwas kaputt gemacht, was nicht dir gehört?) und natürlich später unzählige Fragen zum Thema „Wo man sich mit wem wie trifft und was man dann anzieht“ (zumindest als Frau...) ... vielleicht hat man auch einfach verinnerlicht, dass man auf manche Fragen keine Antworten bekommt, dass es sich nicht lohnt, sie zu stellen, dass vielleicht oft auch die Zeit fehlt, solche Fragen zu formulieren. Denn Zeit braucht man ... um zu gucken, zu staunen, sich zu wundern, das zu formulieren, was einem durch den Kopf schießt – und ein Gegenüber, dem man diese Frage stelle kann. Und derjenige muss auch noch Zeit haben, sich darauf einzulassen...es nicht abzutun. 

Ich hatte wieder ein bisschen Glück, denn mir waren nicht wenige Mittagspausen mit einem großartigen Kollegen vergönnt, der auch ein wenig „herumgesponnen“ hat. Wir hatten schonmal überlegt, solchen Fragen nachzugehen...warum gibt es kein Mausfleisch im Katzenfutter? (Ich habe inzwischen gehört, das hat was mit der Hygieneverordnung zu tun, ich dachte ja, es läg daran, dass die kleinen Viecher einfach zu wenig Fleisch abgeben ;)) Die anderen Fragen, die uns so gekommen sind, sind mir inzwischen leider entfallen...viele drehten sich aber auch um Konzepte für „Businessideen“, Webkonzepten und Applikationen, die die Menschheit dringend braucht, die noch fehlen. Davon erinnere ich mich noch an einige – aber wer weiß vielleicht entschließt sich der alte Freund ja noch, eine davon umzusetzen. Also hülle ich mich in Stillschweigen darüber...

Wie wertvoll ist es, einfach sagen zu können, was man denkt...was einem in den Sinn kommt. Jemand gegenüber zu haben, der Spaß daran hat, mitzumachen, weiterzu“spinnen“, selber Fragen aufwirft. Vor dem einen keine Frage wirklich dumm vorkommt (denn dumme Fragen gibt es ja eigentlich nicht). Vertrauen, Zeit und einen freien Kopf mit der Fähigkeit über den Tellerrand zu gucken – das war die Basis dieser kreativen Mittagspausen und vieler, vieler Tage und Abende mit vielen meiner Freunde. Denn wenn ich ehrlich bin, gab es immer einige Menschen in meinem Leben, mit denen ich genau das gut tun konnte: rumspinnen. Manchmal bei einem Kaffee, manchmal nach dem 2. Hurricane. Aber ich bin dankbar für die offenen Ohren, die Ideen, die dabei entstanden sind, den Spaß, den wir hatten – und haben.

Und dann trat ich in eine neue Lebensphase ein. Ich war Mutter geworden (und weil das so gut lief, inzwischen schon ein zweites Mal). So ein gutes Jahr verläuft die Beziehung zu einem Kind (frisch geschlüpft) ja recht einseitig. Zumindest verbal, denn nonverbal bekommt man natürlich wahnsinnig viel zurück (sein eigenes Baby kann man ja zumindest auch ganz gut lesen...und all die Liebe, von der jeder schwärmt. Ja, es ist einfach so). Verbal merkt man auf einmal, dass man –für sich selber sinnbefreit - auf das Würmchen einquatscht und erst als ich gelesen habe, dass man quasi automatisch die Tonlage erhöht und betonter spricht und dem Kind somit beim Spracherwerb hilft, war ich beruhigt von meinem eigenen Gesäusel in der Zeit. Ab einem gewissen Zeitpunkt war es aber durchaus auch so, dass mein Mann der Meinung war, ich ließe dem Kind gar keine Chance sprechen zu lernen. Ich würde soviel reden, dass keine Pausen entstehen um mal die ersten Wortversuche rauszuquetschen. Wem das noch so geht – keine Sorge! Heute ist das zugequasselte Würmchen von damals bereits 4 und ein großartiger Sprecher, der aus Spaß Reime bildet und auch vor schwierigen Wörtern kein Halt macht. Im Gegensatz zu seiner Oma kann er nämlich fehlerfrei in einem charmanten Akzent „Latte Macchiato“  bestellen (dann natürlich für Latte-Macchiato Mama oder besagte Oma). 

Was nun so ein Kind in deinem Umfeld mit sich bringt, ist der vielbeschworene neue Blick auf die Dinge. Da ich zwei Jungs habe, als Beispiel das Entzücken bei jedem Anblick eines vierrädrigen Fahrzeugs, das irgendeine Zusatzausstattung im Gegensatz zu einem normalen PKW aufweist (Blaulicht, Kran, Anhänger...). Auf einmal sagt man – auch ohne Kind auf dem Rücksitz – leise zu sich selbst oder laut zum Mitfahrer „Oh guck mal, ein Tüta“... herje. Klingt das jetzt furchtbar in den Ohren kinderloser Mitmenschen? Wie wäre es damit – man schärft den Blick auf hingenommene Zusammenhänge, traditionelle Verhaltensmuster und all die kleinen Wunder, die die Natur so zu bieten hat.  Das klingt besser, oder? Und so ist es. Denn spätestens, wenn das Kind die Sprache soweit im Griff hat, dass es zu richtigen Dialogen fähig ist UND man die Zeit und Muße mit sich bringt, dem Kind zuzuhören, entstehen basierend auf einer simplen Ausgangsfrage tolle Logikketten, die weiteres Nachhaken nötig machen. Willkommen in der „Warum“-Phase! Seit wann stecke ich drin? Es muss irgendwann zwischen dem 2. und 3. Geburtstag losgegangen sein. Denn der Große fragt schon lange Löcher in meinen Bauch, der Kleine noch nicht (gut, bei ihm bin mir jetzt aber auch nicht so sicher, ob er mit 4 Jahren einen Latte Macchiato bestellen kann, oder mit einer Miene, die keinen Widerspruch duldet und einem bestimmten „auch!!!“ auf den Nachbars-Kaffee deutet und somit ganz klar kommuniziert, was Sache ist...ich lasse mich überraschen!).

Ist die Warum-Phase jetzt so anstrengend, wie man überall hört? Klar gibt es nach der 10. Warum-Frage bestimmt einen leichtes Ermüdungslevel bei dem zu logischen Antworten gewillten Erwachsenen, es ist aber auch ur-komisch, manchmal philosophisch – und, jetzt mal ehrlich, ich habe dabei schon fürs Leben gelernt. Denn dumme Antworten zu geben, das versuche ich zu vermeiden. Oft gucken wir die Antwort im Internet nach, in einem Buch - oder wir fragen Papa!

Genau um diese Versuche wird es hier gehen – vielleicht mal besser, mal schlechter gelungen. Aber so ist das Leben. Und die erste Lektion für meinen großen Sohn: Mama weiß nicht alles. Ich bin ja auch nur ein Mensch (Papa übrigens auch).