Dienstag, 24. September 2013

Von Leichen und dem Weltall


Liegt es am Herbst, der unwiderruflich Einzug hält? Am Alter des Fragenden? Oder warum stellt mir mein Großer gerade jetzt ganz viele Fragen zum Thema Tod?

Gut, nicht ganz unschuldig sind auch dieses Mal die Radionachrichten und der Weg zum Kindergarten. So schnell kann ich gar nicht die Lautstärke runterfahren, wie der junge Mann die Ohren spitzt. Vor kurzem kam etwas über eine „Leiche“ – was denn eine Leiche wäre, wollte er natürlich prompt wissen. 5 Minuten habe ich, bis wir vorm Kindergarten einparken.  Also wenn ein Mensch oder Tier stirbt, dann geht die Seele hoch in den Himmel zu den Wolken und der Körper, nun... wenn der einfach so daliegen würde, würde er...hm...verschimmeln.

Seele in den Himmel war irgendwie klar – glücklicherweise war der erste Berührungspunkt mit dem Tod die auf einmal abwesende Katze von Oma und Opa gewesen und Oma hat ihm erklärt, dass sie so alt war und gestorben und jetzt im Katzenhimmel ist. Ich glaube, es gab sogar eine Zeichnung mit Katze auf der Wolke...Klar, danach gab es ein paar Überlegungen, WIE alt man denn genau wäre, wenn man stirbt und wer dann sterben würde, ob Omas und Opas auch sterben, weil die doch schon alt sind? Ja, glücklicherweise aber nicht SO alt, das dauert noch, da muss er sich keine Sorgen machen.

Und zu dem Verschimmeln, wieso das so wäre... in den 5 min habe ich das nicht so ganz sauber klären können und fand mit „verschimmeln“ kann ein Fünfjähriger mehr anfangen als mit „verwesen“. Aber ich habe noch erwähnt, dass man Leichen deswegen eingräbt – warum? – damit man das mit dem Verschimmeln nicht so sieht... uh, ich glaub, dieses Mal hat die Erläuterung von Mama versagt. 

Prompt kam das Thema gerade heute noch einmal auf den Tisch...  ich hatte offensichtlich mehr Fragen offen gelassen, als beantwortet...wie das nochmal wäre mit der „Leife“? Was das genau wäre? Also nochmal von vorne... wenn man stirbt, dann geht die Seele, die ja all das ist, was einen Menschen ausmacht, was er gerne mag und was nicht undsoweiter, ja in den Himmel und der Körper, der verwest. Ob er nicht mal gesehen hätte, was mit Pflanzen passiert, die man abrupft und liegen lässt? Die werden doch ganz schlapp und wenn man sie noch länger liegen lässt...so wie auf dem Komposthaufen (jetzt kommt der Land-Ei Vorteil!), was wird dann daraus? „Erde!“ Genau, und das passiert auch mit toten Tieren und toten Menschen, die werden wieder zu Erde. Das machen nämlich die Wür.... – die weitere Erklärung habe ich dann doch mal ganz schnell wieder runtergeschluckt. Auf die Folgefragen wäre ich nämlich nicht all zu scharf gewesen. Auf jeden Fall tut man tote Menschen dann in eine große Holzkiste und gräbt sie auf dem Friedhof ein. Und dann gibt es noch einen Gottesdienst, wo man sich an den Verstorbenen erinnert und für ihn betet und singt und sich verabschiedet.

                                    ...die Eine wird vor den Anderen Erde sein.


Ja, soweit alles gut und verständlich offensichtlich.

Aber Max wäre nicht Max, hätte er nicht noch eine unfassbare Entdeckung gemacht: “Mama, die Erde ist unendlich, oder“ (Gut, aus der Perspektive eines 5jährigen mit Sicherheit...) „Nein, wir wissen schon genau, wie groß die Erde ist, die ist nicht unendlich.“ „Aber das Weltall, das Weltall ist unendlich!“ (Das Weltall ist gerade Thema seiner Kindergartengruppe, mit Sternbildern basteln, Sonnensystem, etc.) Ja, das stimmt so erstmal, weil wir nicht wissen, wo das Weltall zu Ende ist. Die Menschen versuchen das immer herauszufinden, aber bis ans Ende ist noch keiner geflogen. Das Weltall ist soooo riesig, dass man während man fliegt, ganz alt werden und (wie unachtsam von mir!)  sterben würde. So lange würde es dauern. „Und was passiert, wenn man im Weltall stirbt?“ War ja klar...also wieder von vorne...die Seele geht dann in den Himmel und...Ich wurde von einem Glucksen von der Rückbank unterbrochen:„Das ist ja komisch. Wenn man auf der Erde stirbt, geht die Seele hoch in den Himmel und wenn man im Weltall stirbt, geht sie runter in den Himmel!“ ...

                                        
                   Frühkindlicher Bildungsauftrag von der Kita erfüllt. Blaue Weltkugel mit (bunten) Kontinenten, 
                   Himmel drum herum (da, wo sich die ganzen Seelen sammeln) und drüber der Weltall mit den Planeten. 
                   Der kleinste ist Pluto, Mama. 

Donnerstag, 28. März 2013

Warum gibt es Eier ohne Küken?


Mein Mann weiß alles. Wirklich alles. Und ich überlege ja schon länger, ihn heimlich für eine einschlägige Wissenshow im TV zur Aufbesserung der Haushaltskasse anzumelden. Aber dann käme wahrscheinlich die 500 EUR Frage aus dem Bereich der Ornithologie und er wäre – raus. Denn mit den gefiederten Genossen hat er es nicht so genau. Aber er hat auch einen schweren Stand...bei einem seiner ersten Besuche bei seinen zukünftigen Schwiegereltern unterbrach nämlich seine Schwiegermutter in spe ein Frühstücksgespräch mit einem Juchzer und aufgeregtem Fingerzeig in den Garten: „Da! Eine Wacholderdrossel!“. „Eine bitte was?!“ – stand meinem verdutzten Noch-Freund deutlich auf die Stirn geschrieben. Im Gegensatz zum Wellensittich seiner Schwester hatten wir neben eigenen Wellensittichen (der Letzte gehörte meinem Bruder und wurde von meiner Katze gefressen...) auch zwei Hühner und einen Hahn im Gewächshaus gehalten, mal ein verloren gegangenes Entenküken eingesammelt, eine Jungamsel aufgepäppelt...und eben immer ein waches Auge auf alles, was in unseren Garten ein- und ausflog. („Unser“ Rotkehlchen hört auf den Namen Kasimir und übrigens sind die Blaumeisen, die bei uns nistet deutlich zu erkennen – ihr Blau ist besonders leuchtend Blau...wirklich!).

Und was macht dann sein Sohn? Hat eine wichtige Frage rund ums Ei. Denn im Zuge der Ostervorbereitungen fragt er sich nicht, wie der Hase es wohl durch den Schnee zu uns schafft oder wie der kleine Kerl eigentlich das Fussballtor für den Garten letztes Jahr überhaupt transportiert hat – nein, er stellt fest, dass der Osterhase doch die Eier von den Hühnern bekommt. Ja genau. „Aber wie ist das dann mit den Küken in den Eiern?“ O-o...ähm...“Naja, es gibt unbefruchtete Eier, die kann man essen, da ist kein Küken drin. Und befruchtete Eier, da wachsen die Küken drin“. Meist schwant mir ja schon, mit welcher Antwort die Fragerei erst recht losgehen wird. Meinem Sohn kann ich dann beim Nachdenken zusehen... und da war sie, die Frage: „Was ist befruchtet?“


                                                                   Eier - ohne Küken drin.


Eigentlich dachte ich ja, ich hätte noch ein wenig Zeit für Aufklärung (er ist, nur zur Erinnerung, ja erst 4) und ich glaube, ich habe auch eine etwas sehr seltsame Antwort gegeben... irgendwas mit für die Befruchtung eines Eies braucht man nicht nur das Huhn, das das Ei legt, sondern auch den Hahn und das Sperma...und so, faselte ich vor mich hin. Es war eine wirklich nicht besonders hilfreiche oder versierte Antwort, aber er hat davon abgesehen nachzuhaken.

Wirklich spaßig wurde es aber, als ich das etwas lauter auch den Papa fragte... denn jetzt entstand eine kleine Diskussion darum,  ob der Hahn einen Penis hat oder nicht. (wahrscheinlich hat Max spätestens da beschlossen, dass wir nicht die Richtigen sind, um ihm die Frage mit dem befruchteten Ei zu beantworten). Das alles gipfelte in  meiner Frage, ob er (mein Mann, der Papa) denn schonmal einen Hahn mit Penis gesehen hätte?! Hm...aber wie ginge das denn sonst? Na, der Hahn gibt sein Sperma doch irgendwie über die Kloake dazu. Wie das denn? Tja und dann wusste ich auch nicht weiter...bei mir war irgendwie aus dem Bio-Unterricht nur hängenblieben, wie das Fische so machen. Der Stichling war bei uns das Unterrichtsobjekt und der Stichling, aber die anderen Fische im allgemeinen auch, lassen nämlich die Weibchen laichen und gießen dann ihren Samen über die Eier. D.h. erst kommen die Fischeier, dann der Samen und es folgt die Befruchtung.

Aber – und ich muss zugeben, da war ich jetzt auch etwas überfragt – das muss beim Huhn doch anders gehen. Weil das Ei ist ja hart, wenn es gelegt wird. Also habe ich das nachgeschaut: Zunächst zur Kloake. In der Biologie meint das den bei „vielen Lebewesen vorhandene(n) gemeinsame(n) Körperausgang für die Verdauungs-, Geschlechts- und Exkretionsorgange“[1] Klingt ja für uns Menschen vielleicht nicht so lecker...aber Vögel pinkeln ja auch nicht, sondern die netten Kleckser (der eine oder andere mag damit vielleicht schon mal unabsichtlich Bekanntschaft gemacht haben) setzen sich aus Urin und Kot zusammen. 

„Auch haben Hähne keinen Penis, nur bei Enten und beim Strauß kann man eine Anlage erkennen“[2] – aha. Da haben wir es. Also muss der Hahn seine Kloake für die Befruchtung an die Kloake der Henne drücken und seine Samenzellen wandern dann über die Kloake der Henne in deren Eileiter rein bis zum Eileitertrichter, wo es zur Befruchtung kommt. Für befruchtete Hühnereizellen gilt dann dasselbe wie für unbefruchtete Eizellen: zum Punkt des Eisprungs sind sie ca 3,5 cm groß und mit gelbem Dotter gefüllt, sie wandern dann den Eileiter entlang und der Dotter wird von Eiklar aus Drüsen des Eileiters ummantelt. Wandert weiter und erhält eine die innere und äussere Schalenhaut und die Kalzifizierung („Verkalkung“) beginnt. Diese führt dazu, dass das Ei eine harte Aussenhülle erhält. 1 Tag lang dauert dieser Prozess vom Eisprung bis zum gelegten Ei – und erst in der letzten Stunde bekommt das Ei seine harte Schale. (Gut, „hart“ ist auch Definitionssache... wenn mir eines aus dem Kühlschrank entgegenspringt ist die Schale dummerweise nie hart  genug)



                            Schau an...in meiner alten Kinderbibliothek findet sich sogar ein Buch darüber. 
             Aber das beginnt gleich mit den flauschigen Küken und beschäftigt sich mehr mit der Pubertät des Huhns.

Und jetzt muss man einfach mal sagen: Hühner sind was ganz Besonderes in der Natur! Denn während unbefruchtete Eizellen üblicherweise von uns Menschen und anderen Tieren per Menstruation ausgeschieden werden, produzieren Hühner fast täglich ein fertiges Ei aus ihrer unbefruchteten Eizelle. (Das gelegte Ei besteht aber übrigens aus über 60.000 Zellen, um das nicht zu verwechseln).

Und würden wir den Hühnern ihre Eier nicht täglich unter dem gefiederten Po hervorziehen, würde das Huhn auch artig anfangen zu brüten, wenn genug Eier für ein Gelege zusammengekommen sind...ob ein Ei befruchtet ist oder nicht, weiß das Huhn nämlich nicht. Und wir können befruchtete Eier, die es in unseren Kühlschrank geschafft haben, übrigens manchmal daran erkennen, dass ein „Hahnentritt“ erkennbar ist: ein roter Punkt auf dem Dotter. Das ist die Keimscheibe. Also hätte ich mir das ganze Gefasel von "befruchtet und unbefruchtet" auch sparen können - eigentlich sind nur niemals Küken in unseren Frühstückseiern, weil wir die (unbefruchteten oder eben auch befruchteten) Eier den Hühnern entwenden, bevor sie anfangen zu brüten...

                                                         Ganz sicher ohne Hahnentritt...


So, jetzt könnte ich es Max auch erklären...könnte er mich bitte nochmal fragen? Frohe Ostern auf jeden Fall! Achja, und wer jetzt der Telefonjoker für Fragen aus der Ornithologie ist, ist jetzt ja wohl auch klar...







 Quellen:

Donnerstag, 21. Februar 2013

Was ist Papst?


...also in einem können wir uns ziemlich sicher sein, WIR sind bald nicht mehr Papst. Joseph Ratzinger, der aktuell als Papst Benedikt XVI. im Vatikan das Zepter noch fest in der Hand hält, hat für die nächste Woche seinen Rücktritt angekündigt.

Zeitungen, Internet, Radio, Fernsehen... die Medien überschlugen sich ein paar Tage (bis es wieder wichtigere Neuigkeiten gab). Papst, Papst, Papst schallte es von überall – und auch aus dem Radio. Und die Radio-Nachrichten verfolgt mein Großer im Auto nur all zu gerne, um dann wichtige Fragen zum Gehörten von der bereits bekannten Rückbank zu stellen. Dass wir zukünftig ein wenig ein Auge bzw. Ohr auf dieses Medium haben müssen, zeigten mir erste Fragen zu diversen Konflikten auf dieser Welt die einige Tote zur Folge hatten. Jetzt also der Papst und als beim Bericht danach gleich zu Beginn das Wort „Familientragödie“ fiel, habe ich erstmal das Radio leise gedreht und auf einen großen Hund auf dem Gehweg hingewiesen...

Glücklicherweise ist ein Papst-Rücktritt keine echte Tragödie, auch wenn es ein deutscher Papst ist. Im Gegenteil: Verzicht auf diese Position aus persönlichen, gesundheitlichen Gründen, bevor nichts mehr geht,  fordert mir Respekt ab. Wenn doch nur mehr Menschen diese Einsicht zeigen würden.

Also was ist Papst... sowas wie der wichtigste Pastor („Pastor“ kann er einordnen, „Priester“ wäre jetzt ein zusätzlich neuer Begriff gewesen), in der katholischen Kirche, war meine Antwort. Der Papst lebt in Rom und möchte nicht mehr Papst sein. Gut, soweit verständlich. Zu Hause haben wir dann Bilder angeguckt vom Papst, bei dessen Anblick der Kleine gleich erfreut herausposaunte „OPA!“ (Klar, älterer Mann, graue/weiße Haare = Opa. Wasser auf den Mühlen der Kritiker). Und was jetzt passiert? Naja, alle wichtigsten katholischen Pastoren, die Kardinäle, treffen sich in Rom, um unter sich den neuen Papst zu wählen. „In geheimer Wahl?“ (im Kindergarten werden manche Entscheidungen basis-demokratisch gefällt ;)). Äh...mal kurz nachlesen.

                                    01.01.2006, Papst Benedikt XVI., alias "Opa"

Also die wahlberechtigten Kardinäle (neue Kardinäle werden dabei vom Papst ernannt, insofern hat er einen kleinen Einfluss bei der Wahl seines Nachfolgers) lassen sich im Vatikan „einschließen“. Das wurde ursprünglich zum Schutz vor Übergriffen von Außen eingeführt, dient heutzutage aber primär dem Fokussieren auf die Aufgabe, in der Hoffnung, dass der Prozess schnell vonstatten geht. Seit über 100 Jahren ist dieser Raum die Sixtinische Kapelle. Und dort haben sie dann genug Zeit, die ganze Pracht dieses Raumes mit seinen Malereien auf sich wirken zu lassen – denn es dauert genau so lange wie es eben dauert, bis in der Konklave der neue Papst feststeht. Das hat schon mal über 2 Jahre und 9 Monate gedauert – üblicherweise ist das aber innerhalb von 4 Tagen erledigt. Zumal, dauerte es mal länger, der Druck von Außen doch ganz schön zunehmen kann...inklusive Dach abdecken, Verpflegung  nur mit Brot und Wasser, die säkulare Welt war da bisher nicht zimperlich. Die Herren Kardinäle sollten sich mal schnell einigen und wieder rauskommen.

Und ja, die Wahl geschieht in geheimer Wahl. Jeder schreibt einen Namen (leserlich, aber möglichst mit verstellter Handschrift – herrlich) auf einen Zettel, wirft diesen mit einem Gebet in die Urne. Erreicht ein Kandidat die Zwei-Drittel-Mehrheit, ist er zum neuen Papst gewählt (falls er annimmt). Und jetzt kommt der Part, an den ich mich aus meiner Kindheit erinnere: das Warten auf die Rauchsignale. Alle Zettel einer erfolglosen Wahl (also ohne klare Zwei-Drittel-Mehrheit) werden mit nassem Stroh (und ein wenig Pech oder Öl) verbrannt, so dass schwarzer Rauch aufsteigt, den man von Außen sehen kann.  War ein Wahlgang erfolgreich und steht ein neuer Papst fest, werden die Wahlzettel mit trockenem Stroh und Werg (ein Abfallprodukt bei der Faserproduktion aus Jute/Hanf, etc.) verbrannt, was zu weißem Rauch führt. Doch und auch im Vatikan geht man ein wenig mit der Zeit und setzt heutzutage Chemikalien zu, die zu einem klaren schwarzen bzw weißen Rauch führen. Dann läuten noch die Glocken vom Petersdom und es heißt „Habemus Papam“. Jippieh!



Mal sehen, wie die Übertragung dieses Jahr abläuft, wenn es im März für die Kardinäle in das Konklave geht. Bestimmt gibt es irgendwo einen Live-Stream, um auch keine Sekunde den Blick auf den Schornstein zu verpassen. Hier gibts ja vielleicht das passende: auf der Facebook Papstwahl 2013-Seite.  

Und wer wird es jetzt? Klar, wenn jemand Favoriten benennen kann, dann die BILD-Zeitung. Und jemand dabei? Als Québéc Liebhaberin fänd ich den kanadischen Kardinal Ouellet super. Oder ein schwarzer Papst? Der Herr aus Ghana wirkt sympathisch. Eine Frau steht ja leider nicht zur Wahl... Und ich gehe jetzt nur nach einem einzigen Foto – also gut, dass ich nicht wählen muss. Wobei man als Kandidat übrigens kein Kardinal sein muss, das kann schnell nachgeholt werden. Aber Mann, das sollte man sein. 

Und wo der Papst dann wohnt, wenn er nicht mehr Papst ist, wollte Max noch wissen. Auch da ein kurzer, medialer Aufreger – er zieht ins Kloster, in die Nähe zu Nonnen, also FRAUEN. Skandal. Aber nein, Benedikt XVI., der übrigens so weiterhin genannt wird, zieht ins „Gärtnerhaus“ des Vatikans, was in der Tat als Kloster als fungierte und im Fünfjahresrhythmus von vier verschiedenen Schwesterngemeinschaften bewohnt wurde. Jetzt sind aber alle ausgezogen, das Haus wird renoviert und somit wohnt der jetzige Papst weiterhin mitten im Vatikan und kann seinen Nachfolger gut im Auge behalten...

Vielleicht schauen wir auch mal wieder vorbei, beim „Chef vom Papa“.








Weitere Quellen:
Kreiner, Paul: „Benedikts Altenteil“, Der Tagesspiegel, 18. Februar 2013, Seite 28
https://www.facebook.com/Papstwahl2013 



Mittwoch, 16. Januar 2013

Wie schläft das Sandmännchen?


Ganze 42% der Eltern lesen (nach einer Studie vor ein paar Jahren) ihrem Kind nicht regelmäßig vor[1]– also ich gehöre nicht dazu. Tagsüber hält sich meine Motivation zwar manchmal etwas in Grenzen, aber wir arbeiten uns gerade durch die örtliche Bücherei und die eigene (Kinder-) Bibliothek kann sich auch wirklich sehen lassen...Omas, Tanten und der Bücherwurmmama sei Dank.

Die große Vorlesezeit ist bei uns Abends. Bereits im Bett darf sich jeder eine Geschichte aussuchen und nur ganz selten streiken Mama oder Papa mal bei der Wahl (auf dem Film basierende, schlecht gekürzte „Cars“-Geschichten stehen ganz oben auf der „Heute-nicht“-Liste...). Die abendliche Vorlesegeschichte gehört also zum festen Ins-Bett-geh-Ritual und wird ergänzt von dem „Abendgruß“: das Sandmännchen hat jeden Abend seinen Auftritt vor dem Bücherlesen (und das übrigens völlig stressfrei und auch bereits im Bett liegend, seitdem die tagesaktuelle Folge auch über die Sandmännchen-App angeschaut werden kann).

                                                         Die Unser Sandmännchen-App., Teil des abendlichen Einschlafrituals

Für diejenigen, bei denen das letzte „Sandmännchen“ schon etwas länger her ist: Das alte West-Sandmännchen hat nach der Wende mit dem Ost-Sandmännchen fusioniert und enthält Elemente von beiden Versionen. Es gibt immer eine feste Abfolge, der zufolge zuerst das Sandmännchen angefahren/geflogen/gelaufen kommt, teilweise in futuristischen Fahrzeugen in absurden Situationen. Es trifft Kinder auf der ganzen Welt.  Selbst auf dem Mond war es schon und nahm per Funk zu Kindern Kontakt auf, es trifft Rotkäppchen und verscheucht den Wolf, oder befreit die Straßen noch schnell mit dem „Winterdienstfahrzeug“ vom Schnee. Dann lässt es sich zu dem Lied
„Sandmann, lieber Sandmann es ist noch nicht so weit, wir sehen erst den Abendgruß, ehe jedes Kind ins Bettchen muss, du hast gewiss noch Zeit...“ erweichen, noch einen Abendgruß zu zeigen (Merke: Quengeln hilft auch beim Sandmännchen!).


                                                          Hier kommt das Sandmännchen angeflogen...



Dieser wird über einen Fernseher oder aus einem anderen geeigneten Gefäß heraus abgespielt und zeigt eine Episode von „Pittiplatsch und Schnatterinchen“ (für die „Ost-Sandmännchenkinder“ unter uns), dem kleinen König, von einer Band singender Pinguine  oder den putzigen Maulwürfen „Paula und Paula“ – meine Lieblinge. Ganz groß ist auch Axel Prahl als Märchenonkel! Dann ist der Abendgruß nach ein paar Minuten zu Ende und das Sandmännchen macht sich bereit zur Abfahrt mit den Zeilen:

„Kinder, liebe Kinder, es hat mir Spaß gemacht, Nun schnell ins Bett und schlaft recht schön, dann darf auch ich zur Ruhe gehen. Ich wünsch euch gute Nacht. “.

Dann ein Griff in den Sandmännchen-Sack, ein gezieltes Streuen des Sandes zu den Kindern, sowohl im TV, als auch davor (bzw dem „mobilen Endgerät“), erstes Augenreiben bei den Sandmännchenkindern, kein Augenreiben bei meinen Kindern... aber nun gut. 

                                                          Ich musste mir mal auf Youtube angucken, wie denn der West-Sandmann überhaupt aussah
                                            Das Gefährt in der App erinnert aber arg an eine Weiterentwicklung des alten West-Sandmanns, oder?
                                                                                                    http://www.youtube.com/watch?v=5k7bblmlAFc
                                                                                           


Und dann fragte mich mein Großer letztens (nach fast 2 Jahren Sandmännchenberieselung): Wie schläft das Sandmännchen? 

Ihn beschäftigte weniger die Frage, wo genau das Sandmännchen schläft, als vielmehr,
wie es schläft, wenn es den Sand den Kindern in die Augen streut und selber keinen mehr übrig hat...

Zur Frage des „Wo schläft das Sandmännchen“ ganz kurz: das Ostdeutsche Format „Unser Sandmännchen“ kam kurz vor dem Westdeutschen „Sandmännchen“ heraus und in der ersten Folge schlief das Sandmännchen nach getaner Arbeit an einer Straßenecke ein – was ein große Welle von besorgten Briefen nach sich zog, in dem Kinder dem Sandmännchen ihr Bett anbieten wollten und die Eltern protestierten. Ob das heute noch passieren würde? Wahrscheinlich bräche ein multimedialer Shitstorm los, der das Sandmännchen für immer auf den Mond vertreiben würde.

Ich habe mir, ehrlich gesagt, nie soviel Gedanken übers Sandmännchen gemacht,  sondern es so genommen, wie es war (vielleicht vergleichbar mit dem Weihnachtsmann...wie der alle Geschenke rechtzeitig verteilt, wird ja auch ewig ein Rätsel bleiben).  Aber wenn ich jetzt darauf achte: ja, das Sandmännchen schläft auch. Man kann es wohl getrost als „nachtaktiv“ bezeichnen, denn es arbeitet abends und nachts und schläft tagsüber. In dem Buch von meinem Jüngsten „Meine ersten Sandmännchen-Geschichten“ wird öfter erwähnt, dass es verschlafen hat und sich abends sputen muss...in diesem Buch hat es aber auch eine Frau, die seinen Job übernimmt, als es mal krank wird (das Sandmännchen kann krank werden?). Wo es schläft, wird aber nie erwähnt...ich stelle mir ja vor, dass es auf einer Wolke schläft, nah an Mond und Sterne (zumindest eher als an einer Straßenecke...) – oder sogar noch eher auf dem Mond?? Max sagte, es schläft unter einem Blätterhaufen...

Und da es für mich „erwachsen“ ist, denke ich auch, es kann selber ohne Schlafsand, oder auch Traumsand genannt, einschlafen. Das habe ich zumindest so geantwortet. Das Sandmännchen braucht keinen Sand zum Einschlafen. Aber offensichtlich würde es auch einschlafen, wenn es selber Sand in die Augen bekommt, denn das scheint die „Gefahr“ zu sein, als es in einer Geschichte im Buch einmal stolpert. Dann wäre das ja ein verdammt verantwortungsvoller Job – der Sandmann. Wenn er einen Fehler macht und verschläft oder sich selber zum Einschlafen bringt, wären alle Kinder die ganze Nacht wach! (Ehrlich gesagt, ich glaube ja, er schlampert manchmal bei uns auch etwas...wenn ich mir unsere phasenweisen Nachteulen ansehe...).

Und wo wir gerade dabei sind: woher kommt der Sand? Denn einfach Sandkistensand über den kleinen Bruder zu schütten endet eher in einem hysterischen Wutanfall, als einer schläfrigen Müdigkeit. Vielleicht weiß der andere Kinderheld weiter: Benjamin Blümchen. Laut einer Folge von „Benjamin Blümchen“, gibt es nämlich eine Insel. Und es fährt immer das Schiff „Sandrella“ zur Insel „Simsandlabim“, um den Traumsand mitzubringen und die Familie Sandmann damit zu beliefern. Familie? Ja, denn inzwischen gibt es Nachwuchs und die Sandmännchentochter beweint zusammen mit ihren Eltern den fehlenden Schlafsand (natürlich gibt es ein Happy End!). Das fand ich schon arg absurd...

Und liege damit ganz offensichtlich auf einer Linie mit dem damaligen DDR Fernsehen...
 als der erste deutsche Astronaut Sigmund Jähn ins Weltall flog, hatte er eine Sandmännchenpuppe  dabei, die dann eine spontane Puppenhochzeit mit der Puppe Mascha (sowjetischer TV Star) vom sowjetischen Kollegen feierte. Zwei Männer fliegen ins All und haben was dabei? Ihre Puppen? Auf jeden Fall hat sich das DDR-Fernsehen umgehend beschwert – das Sandmännchen dürfe keine Frau haben. Und jetzt hat es sogar eine Familie...im Grunde ist es mir egal, wer wen heiratet und mit wem Kinder bekommt, aber für mich ist das Sandmännchen mehr ein Neutrum, ohne Alter, ohne Familie – wie der Weihnachtsmann auch keine Kinder hat. Denn was passiert denn, wenn der Sandmann alt wird? Übernimmt dann seine Tochter? Vielleicht lässt sich das Sandmännchen auch irgendwann scheiden (man geht ja offensichtlich mit der Zeit) und heiratet eine Sternfee? Ich finde, eine realistische Geschichte mit Frau und Tochter überflüssig – der Sandmann ist nicht echt, er ist ein fiktive Märchenfigur und muss nicht logisch aufgearbeitet werden.

                                                                        Man sagt, anhand einer Zeichnung erkennt man, welchem Sandmännchen das Kind 
                                                                                                      ausgesetzt war - ziemlich deutlich, oder?


Und als letzter Exkurs, denn ich hatte das noch nie gehört, war aber schwer erstaunt: Sandmann zu sein, ist vom Ursprung her ein sehr hartes Los.  Ein „Sandmann“ im Mittelalter war nämlich noch ganz unten – als Tagelöhner grub er Sand ab, mahlte ihn und verkaufte ihn in der Stadt als Stubensand. Dieser Sand wurde auf dem Boden der Wohnungen verteilt und erst abends wieder zusammengekehrt – der Boden war saubergescheuert. Die Arbeit der Sandgewinnung war sehr hart und führte bei den Sandmännern zu erheblichen Beschwerden, denn der Sand „rieselte in ihre Augen, die sich davon entzündeten und rot anliefen“[2]. E.T.A. Hoffmann „inspirierten die schwindsüchtigen, rotäugigen Sandmänner zu einem unheimlichen Monster, das den Kindern die Augen aussticht. Rieben sich die Kinder abends die Augen, so sei der böse Sandmann daran schuld.“[3] – mal ehrlich, welches Kind kann denn bei solchen Horror Geschichten noch entspannt ins Bett gehen? Hans Christian Andersen nahm sich der 1816 erschienen Geschichte an und schuf „Ole Lukoje“, der Kinder sanft zum Einschlafen, indem er süße Milch in die Augen spritzt und Geschichten erzählt – eine besondere  Bedeutung kommt dabei zwei Regenschirmen zu, die er über den Kindern ausbreitet. Einen mit bunten Bildern, damit die artigen Kinder tolle Träume erleben und einen ohne Bilder, den diejenigen Kinder bekommen, die nicht artig gewesen sind. Und jetzt waren wir schon fast bei „unserem“ Sandmännchen angekommen...

Und ich gestehe, dieses Mal habe ich so richtig was gelernt...und weil es mich so begeistert hat, ist die eigentliche Frage etwas in den Hintergrund gerückt: Wie das Sandmännchen einschläft? Ich meine, das kann es ganz alleine und braucht keinen Sand dazu – sollte es den aber mal benötigen, hat es bestimmt genug. Woher auch immer. Alles kann ich nicht wissen.








Weitere Quellen:
-       Szesny, Susanne; Künzler-Behncke, Rosemarie: „Meine ersten Sandmännchen-Geschichten“, Ravensburger Buchverlag, 2008
-       Benjamin Blümchen Gute-Nacht-Geschichten „Die Traumfee-Königin Karolila“ (Folge 13), CD
-       http://www.wikipedia.de „Der Sandmann“, „Ole Lukoje“, „Sandmännchen“